Dieses Jahr läuft alles ein wenig anders. Umso glücklicher konnten wir uns schätzen, dass der Pathologe Dr. Klaus Sturm am 10.12.2020 trotz der Corona-Pandemie in die Berufsorientierungsstunde der Winfriedschule kam. Dr. Sturm betreibt in Fulda eine Gemeinschaftspraxis für Pathologie und gehört somit zu einer bundesweiten Gemeinschaft von etwa 1200 Pathologen. Trotz Abstand und Masken konnte uns unser Gast seinen Beruf und seinen Werdegang näherbringen.
Zunächst stellte Herr Sturm klar, dass der Beruf des Pathologen keinesfalls mit dem Beruf des Rechtsmediziners gleichzusetzen sei. Während sich ein Rechtsmediziner mit dem Tod durch Gewaltverbrechen beschäftige, sei der Pathologe dafür verantwortlich, anhand einzelner Gewebeproben Krankheiten festzustellen, und somit auch zu Vorschlägen zu weiteren medizinischen Eingriffen befugt. Als Pathologe könne man auch auf Wunsch der Angehörigen, mehr über die Todesursachen eines Verstorbenen zu erfahren, eine Obduktion durchführen. Sollten dabei Hinweise auf Fremdverschulden zum Vorschein kommen, werde sofort die Staatsanwaltschaft hinzugerufen und der Fall meist an einen Rechtsmediziner abgegeben.
Für Dr. Klaus Sturm sei bereits in frühen Jahren klar gewesen, dass er in den Bereich der Pathologie als Berufsfeld eintauchen möchte. Somit absolvierte er ein allgemeines Medizinstudium, ein Praxisjahr und ein Klinikjahr (also ein praktisches Jahr in einer Klinik). Zudem musste er auch eine festgelegte Anzahl an Proben untersuchen und Autopsien durchführen.
Anschließend zeigte er uns mitgebrachte Organe und organische Proben. Die meisten davon waren Organe des weiblichen Körpers, was darauf zurückzuführen ist, dass Dr. Sturm sich vorrangig, aber nicht ganz, auf die Pathologie des weiblichen Körpers spezialisiert hat. Dabei erklärte er uns ausführlich, was für Erkrankungen man an den einzelnen Teilen erkennen könne und wie nach der Diagnose medizinisch weiter vorgegangen worden sei. Er schnitt sogar einzelne Proben auf, um uns genauer zu zeigen, was er als Fachmann dort erkenne. Danach durften auch Schüler die Organe, wie Darm, Gebärmutter oder Eierstock in die Hände nehmen und weitere Fragen stellen.
Für mich besonders überraschend waren eher nebensächliche Fakten, wie zum Beispiel, dass es Brauch sei, dass der älteste Schüler eines Pathologie-Professors das Vorrecht habe, diesen nach dessen Tod zu obduzieren.
Es war eine sehr spannende Stunde, in der ich persönlich sehr viel über die Aufgaben eines Pathologen in Abgrenzung zu einem Rechtsmediziner lernen konnte. Jeder, der sich für Berufe humaner Medizin interessiert, sollte auch den Beruf des Pathologen vor Augen haben, obwohl Sturm betonte, die exakte Arbeit sei nicht für jeden geeignet. „An diesem Druck scheitern viele“, so Dr. Klaus Sturm, als er berichtete, dass es um eine fokussierte und verantwortungsvolle Arbeit gehe, bei der man sich nicht irren und nichts übersehen dürfe.
(Melina Klemm, E-FL1)