Von 78 jungen Erwachsenen des diesjährigen Abiturjahrgangs erreichten 41 einen Abitur-Schnitt von unter 2,0 und davon 20 einen Schnitt von 1,0 bis 1,5 (Daniel Möller, Raphael Jökel, Hannah Müller, Jonathan Jestädt, Konrad Brenzel, Rhoda Werner, Kevin Keller, Daniel Hamburg, Johannes Zientek, Julia Mondry, Benedict Heil, Aqib Rana, Luke Gaß, Michelle Lomb, Lara Post, Luca Panfil, Seyma Delen, Eric Nanowski, Aaron Weis, Luise Scheld von Alt). Bei einem Jahrgangsschnitt von 1,97 war die Stimmung der Anwesenden bei der Entlassfeier dementsprechend euphorisch. Grund dafür dürfte neben der Zufriedenheit mit den Abiturleistungen aber auch das Gefühl gewesen sein, nach 2 Jahren voller Einschränkungen endlich wieder richtig feiern zu dürfen. Der Tag hatte mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Christuskirche begonnen. Pfarrer Jörg Scheer und Pater André Kulla sprachen den Abiturientinnen und Abiturienten unter dem Motto „Vertrauen“ den Segen Gottes für ihren weiteren Lebensweg zu. Die musikalische Gestaltung übernahm der Abichor unter der Leitung von Benedict Heil, der auch die Orgel spielte.
Beim anschließenden Festakt eröffnete Schulleiterin Annette Albrecht die Reihe der Festreden. Nach einer augenzwinkernden, kritischen Würdigung des diesjährigen Abi-Mottos „BACABI. 13 Jahre Rum“, dessen hochprozentige Tendenz der Schulleiterin Anlass für eine pädagogisch verträgliche Umdeutung gab, hob Albrecht auf die hohe Qualität der Leistungen in den Abiturprüfungen ab. Aus dem „Rum“ des Abi-Mottos wurde kurzerhand „Ruhm“, den sich die Abiturientinnen und Abiturienten insbesondere in der zurückliegenden Prüfungsphase auf beeindruckende Weise erarbeitet hätten. Mit ihrer Anerkennung verband die Schulleiterin aber auch die Hoffnung, dass die jungen Erwachsenen auf der Winfriedschule nicht nur Wissen angehäuft, sondern auch kritisch und frei zu denken gelernt hätten. Zur Freiheit des Denkens zitiert Albrecht den amerikanischen Schriftsteller David Foster Wallace aus seinem Buch „Das hier ist Wasser“: „Die wirkliche Freiheit entsteht in unseren Köpfen. Sie erfordert Aufmerksamkeit und die Erkenntnis, dass Andere nicht nur Teil meiner Welt sind, sondern dass ich auch Teil der ihren bin. Freiheit erfordert Offenheit. Nach meinen Vorstellungen wird der, den es interessiert, wie die Welt aus anderen Augen aussieht, und der gelernt hat, das eigene Blickfeld zu erweitern, in der Lage sein, seine Standardeinstellung zu hinterfragen, sie vielleicht hinter sich zu lassen und somit das zukünftige Miteinander mitzugestalten.“
Albrecht bedankte sich herzlich bei allen, die sich in den letzten Jahren für den Bildungsweg der Abiturientinnen und Abiturienten mit viel Engagement und Herzblut eingesetzt hätten, besonders würdigte sie den unermüdlichen Einsatz von Studienleiter Gunter Goebel sowie der beiden Tutorinnen Frau Müller und Frau Stelzer und der Tutoren Herr Lindenthal und Herr Goebel. Auch der erweiterten Schulleitung dankte Albrecht für die verlässliche Unterstützung.
Mit einem Appell schloss die Schulleiterin ihre Ansprache: „In diesem Sinne wünsche ich mir, dass Sie sich auf den Weg in die Freiheit begeben. Erlangen Sie einen offenen Blick in die Welt, auf sich selbst und auf Ihre Mitmenschen.“
Nach einer musikalischen Solo-Einlage der Abiturientin Lena Niehues („Blackbird“, Beatles) gratulierte Elternvertreterin Sabine Gensler-Post allen Absolvent*innen herzlich zum bestandenen Abitur, das sie selbst vor genau 35 Jahren ebenfalls an der Winfriedschule abgelegt habe. Mit ihren Glückwünschen verband Gensler-Post auch den Dank an das Kollegium, die Schulleitung, die Elternschaft und die Schülervertretung. Reife benötige Zeit, so Gensler-Post, und es sei schon etwas Besonderes, im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Winfriedschule das Abitur abzulegen: „Ich blicke gerne auf meine Zeit an der Winfriedschule zurück, umso mehr freue ich mich heute, dass ihr als eine der nächsten Generationen es auch geschafft habt, gleich euer Abitur in den Händen halten werdet und wie ich ganz bestimmt auch auf viele schöne Erinnerungen zurückblicken könnt.“
Den jungen Erwachsenen wünschte die Elternvertreterin den Mut, neue Lebensräume zu erkunden und den neuen Lebensabschnitt selbstbewusst zu gestalten: „Ein Lebensabschnitt geht zu Ende, ein neuer beginnt. Jetzt könnt ihr schauen, was euch Spaß macht, was euch liegt, wo eure ganz eigenen Qualitäten liegen.“ Dabei sage die erzielte Abschlussnote nur wenig darüber aus, was oder wer man sei. Jede und jeder sei wertvoll, bedingungslos: „Ihr seid tolle Menschen, behaltet euch eure Lebensfreude und Respekt voreinander und die Bereitschaft für Frieden und echtes Miteinander einzustehen.“
Schulsprecher Samuel Klein verabschiedete den Abiturjahrgang mit großer Anerkennung für die herausragenden Leistungen. Seinen besonderen Dank sprach er dem Jahrgang für die gelungene Gestaltung des Bunten Abends und des Abi-Gags aus: „Es hat richtig gut getan, das nach der langen Zeit der Einschränkungen mal wieder zu erleben und richtig genießen zu können. Vielen Dank dafür!“ Der Schulsprecher hob insbesondere den guten Zusammenhalt des Abiturjahrgangs und das große Engagement seines Vorgängers Daniel Hamburg hervor.
Dessen Qualitäten konnte man in der abschließenden Rede für den Abiturjahrgang erleben: Souverän begrüßte Daniel Hamburg die anwesenden Gäste, blickte auf die vergangenen 9 Jahre zurück und kam dann zum Punkt: „Wir haben es geschafft, wir haben einen langen Weg hinter uns, einen Weg mit viel Arbeit, manchen Niederlagen, sehr vielen Erfolgen.“ Konsequent ließ er aus dieser Feststellung den ausführlichen Dank an alle folgen, die den Abiturjahrgang in den letzten Jahren unterstützt hätten: die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer, die Tutorinnen und Tutoren und natürlich die Eltern. Einen besonderen Dank sprach er Studienleiter Gunter Goebel aus: „Sie haben für uns jeden Wunsch möglich gemacht und uns erfolgreich durch das Abitur gebracht. Dafür danken wir Ihnen sehr herzlich!“ Der Applaus gab Hamburg unmissverständlich Recht. Abschließend wendete er sich an seinen eigenen Jahrgang: „Wir haben alle Herausforderungen gemeistert – durch Erfolg, Mut und Durchhaltevermögen. Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur!“
Nach dem von Lena Niehues ausdrucksstark vorgetragenen Song „There’s nothing holding me back“ von Shawn Mendes erfolgte die allseits ersehnte Überreichung der Abiturzeugnisse durch Schulleiterin Annette Albrecht und die vier Tutor*innen. Sichtlich genossen die Aufgerufenen den Weg über den roten Teppich nach vorne zur liebevoll dekorierten und von der Bühnen-AG stimmungsvoll ins Licht gesetzten Bühne. Den musikalischen Rahmen setzte der Abichor mit zwei anspruchsvollen Chor-Arrangements zum Jazz-Standard „Fly me tot he moon“ und dem bekannten Pop-Song „A million dreams“ von Benjamin Pasek und Justin Paul.
Bei den abschließenden Ehrungen nahm die Reihe der Namen kein Ende. Insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich konnten beachtliche Erfolge bekannt gegeben werden, so z.B. die stolze Anzahl von 16 Schülerinnen und Schülern, die das angesehene Mint-Zertifikat verliehen bekamen. Insgesamt wurden fast 30 Abiturienten und Abiturientinnen für ihr langjähriges Engagement im Schulchor und bei der musikalischen Gestaltung von Schulfeiern oder ihre herausragenden Leistungen in den Fächern Latein, Religion, PoWi, Mathematik, Informatik, Chemie, Physik und Jugend Präsentiert geehrt. Große Anerkennung und Dank sprach Schulleiterin Annette Albrecht dem ehemaligen Schulsprecher, Schulkonferenz-Mitglied und Stufensprecher Daniel Hamburg für seine außerordentlichen Verdienste um die Schulgemeinde der Winfriedschule aus. Den beschwingten Abschluss der Feierstunde gestaltete die Abiband mit Elton Johns „I’m still standing“ und „Runaway Baby“ von Bruno Mars. Bei sonnigem Wetter ließ die Festgesellschaft den Vormittag beim Sektumtrunk auf dem Schulhof ausklingen.
(Johannes Haubs)