Am vergangenen Donnertag fand sich abends ein kleiner Kreis eingefleischter Cineasten und Neugieriger in der Aula der Winfriedschule zusammen, um einem seltenen Angebot der Konzertreihe „Kultursommer – Main-Kinzig-Fulda“ zu folgen: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens. Der Kult-Film in schwarz-weiß feiert, ebenso wie die veranstaltende Schule, sein 100jähriges Jubiläum und gilt als einer der ersten Horrorfilme überhaupt. Ganz im klassischen Dramenmodell besitzt der „Vampirschocker“ 5 Akte und erzählt die Geschichte des Immobilienmaklers Thomas Sutter, der nichtsahnend von Wisborg zu dem Grafen Orlok in die Karpaten reist, um diesem ein Haus – wie gewünscht – in Wisborg anzubieten. Von da an beginnt die Vampir Geschichte sich weiter zu entwickeln. Mehr soll hier nicht verraten werden!
Da es zur Zeit der Weimarer Republik noch keinen Tonfilm gab, wurden die Filme generell von Organisten an einer „Kinoorgel“ in „Lichtspielhäusern“ musikalisch unterlegt, die somit auf das Geschehen, die Bewegungen und Gefühle (sog. Underscoring) eingehen. Mit Aufkommen des Tonfilms verloren die Kinoorgeln an Bedeutung. Jedoch finden sich z.B. im Musikinstrumentenmuseum in Berlin oder im „Babylon“ ebenfalls in Berlin noch Kinoorgeln, letztere sogar am originalen Standort und 2019 restauriert (babylonberlin.eu).
Genau diese Technik und Kunst hat der Gastorganist Christian Gautschi aus Oerlikon (Schweiz) dem Publikum präsentieren können: Das verliebte Pärchen Sutter, die Angst seiner Ehefrau, Ahnungen, Schlafwandeln, der Vampir Nosferatu, bedrohliche und geheimnisvolle Situationen, Vampirbisse, eine scheinbare Rattenplage und unheimliche Särge wurden durchgehend von Gautschi auf der denkmalgeschützten Hahner-Klais-Krawinkel Orgel von 1879 musikalisch unterlegt und erlebbar gemacht, sodass bei Gefahr auch der Aula-Boden zum Beben gebracht wurde.
Das Publikum durfte sowohl den Film als auch den Organisten beim künstlerischen Wirken beobachten und spendete reichlich Applaus nach der beeindruckenden improvisatorischen Leistung.