„Why don’t cha go fishing or play a game of croquet – or something?” Mit diesem Gedanken stellt eine Karikatur aus dem Daily Express aus London die Wahrnehmung Hitlers und seiner Außenpolitik in Großbritannien dar. Es ist eines von vielen Exponaten, welches die Schülerinnen und Schüler der AG Jüdisches Leben genauer unter die Lupe nehmen bei der Exkursion zum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg am 13. Februar. Aber der Reihe nach.
Gegen 08:00 Uhr versammelten sich am Tag nach Rosenmontag alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG pünktlich wie die Maurer am Fuldaer Hauptbahnhof zum Aufbruch nach Nürnberg. Dort angekommen ging es direkt mit der Straßenbahn zum Reichsparteitagsgelände und der dort angeschlossenen Interimsausstellung.
Die Ausstellung war in vier Bereiche unterteilt, die verschiedene Zeiträume abdeckten. Der erste Bereich beleuchtete die Rolle Nürnbergs für die NSDAP in der Weimarer Republik von 1918 bis 1933. Ein besonderes Augenmerk wurde auf den „Frankenführer“ Julius Streicher gelegt, der als Hauptakteur die ersten Reichsparteitage der NSDAP 1927 und 1929 in Nürnberg organisierte. Im zweiten Bereich wurde die Zeit von 1933 bis 1939 behandelt, in welcher alle Reichsparteitage in Nürnberg stattfanden. Hier wurde vor allem die Rolle Albert Speers als Hauptarchitekt der Anlage hervorgehoben. Der dritte Bereich beschäftigte sich mit der Zeit von 1939 bis 1945, als auf dem Gelände Lager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene entstanden. Besonders erwähnenswert war der Bahnhof Märzfeld, der als zentraler Ort der Deportation von Juden in Vernichtungslager diente. Der letzte Bereich der Ausstellung widmete sich der Rolle des Geländes in der Nachkriegszeit bis 2020. Hier wurde unter anderem das „Rock im Park“-Festival erwähnt, das seit 1997 regelmäßig auf dem Gelände stattfindet.
Im Anschluss an die Besichtigung der Ausstellung wurde sich im Foyer in einem Stuhlkreis getroffen, um eine Auswertung des Erlebten auf Grundlage einzelner Bilder, Objekte oder Dokumente festzuhalten. Neben der eingangs erwähnten Karikatur waren vor allem die Rolle von Nationalismus und Patriotismus in der heutigen Zeit mit Augenmerk auf jüngste Geschehnisse im Finanzamt Rotenburg sowie die Nutzung des Geländes als Konzertgelände Kern der Diskussion.
Später konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Rundgang das Ausmaß des über 16km2 großen Geländes erkennen und dabei bot nicht nur die 60 Meter breite Große Straße Grund zu Staunen, sondern auch das Zeppelingelände mit seiner Tribüne, von der Hitler immer seine Ansprachen während der Reichsparteitage hielt. Auch dieses kann man noch heute betreten – lediglich das mehr als menschengroße Hakenkreuz wurde direkt nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern gesprengt.
Auch wenn die Deutsche Bahn regelmäßig mit neuen Rekorden und Statistiken zu Verspätungen in den Medien auf sich aufmerksam macht, so muss man doch für jenen Dienstag im Februar festhalten, dass alles wunderbar funktioniert und lediglich eine Verwechslung der Wagen auf der Rückfahrt mit Humor und guter Laune allen Fahrgästen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
(Thorben Emmerich)