Das letzte Junior Science Café war wieder ein voller Erfolg und so gut besucht wie noch nie!
Sind wir wirklich frei? – Diese Frage stellten sich die Mitglieder der Juniorsciencecafé AG. Die Veranstaltung fand am 08.03.2024 in der Aula der Winfriedschule statt – geladen waren fünf Experten: Dr. Julia Kronenberger (Psychologie), Dr..Tobias Leutritz (Physik), Mario Klotzsche (Politik), Dr. Jens-Bastian Eppler (Neurologie) und Dr. Christoph Quarch (Philosophie).
Nach einer kurzen Begrüßung durch Justus Rübbert, Sofie Gorbunov und Maya Rupp
diskutierte dieses Jahr das Moderationsteam um Mia Sophie Weber, Tarja Denner und Konrad Kaffanke mit den Experten. Mia Sophie fragte die Gäste zunächst, ob die Kindheit deren Berufswahl beeinflusst habe. Die Experten waren sich einig, dass dies der Fall gewesen sei. So hätten sie sowohl Lehrer als auch soziale Einflüsse sowie Erlebnisse geprägt und ihre „Freiheit“ in diesem Sinne eingeschränkt.
Aber was ist Freiheit überhaupt?
Genau diese Frage wurde in einer Stadtumfrage Passanten gestellt. Für viele der Befragten hatte der Begriff „Freiheit“ mit „Selbstbestimmung“ zu tun, „eben das zu machen, was man will – ohne Grenzen und Regeln“. Bei einer weiteren Frage, ob wir wirklich frei seien, gingen die Meinungen weit auseinander. Das Moderationsteam wollte diese Frage gerne auch vom Publikum beantwortet wissen. Mittels einer Onlineumfrage schätzten die meisten ihren Standpunkt mit 8 auf einer Skala von 1 bis 10 ein.
Da es immer sehr schwierig sei, über etwas zu reden, ohne genau zu definieren, was es bedeutet, legte sich das Moderationsteam auf eine auf Jean-Jacques Rousseau zurückgehende Definition von Freiheit fest:. Darin heißt es: „Frei ist nicht der überlegte Wille. Freiheit heißt nicht, alles tun zu müssen, was man will. Freiheit heißt, nicht alles tun zu müssen, was man soll.”
Im Verlauf einer sehr abwechslungsreichen Diskussion unter den Experten stellte sich heraus, dass diese Definition etwas zu knapp gefasst sei: Zählen Impulse und Reflexe ebenfalls dazu? Hierbei sei es wichtig zu bedenken, dass sich Reflexe auch trainieren und Impulse zügeln lassen, beispielsweise durch weitere Überlegungen. Es ist dann also unser freier Wille, was wir tun.
Zu den Abläufen bei einer Entscheidungsfindung im Gehirn sei allerdings noch nicht viel bekannt, so Dr. Eppler. Er teilte mit, dass Forscher allerdings mittels einer wissenschaftlichen Studie bereits herausgefunden haben, dass der Mensch eine Entscheidung bereits getroffen hat, bevor ihm diese bewusst wird. Denn die Forscher konnten die in der Zukunft liegende Entscheidung schon vier Sekunden früher vorhersagen. Ist die Entscheidung also nicht aus freiem Willen geschehen? Ist das der entscheidende Hinweis, dass der Determinismus einen freien Willen ausschließt? Der erlebte Freie Wille, wie wir ihn als Menschen häufig „erleben“, würde somit durch die Hirnforschung infrage gestellt – ein großes Paradoxon.
Dr. Kronenberger führte aus, inwieweit Emotionalität und Selbstreflektion einen Einfluss auf unsere Entscheidungen nimmt. Die Rationalität einer Entscheidung sei häufig nur ein „Vorwand“, viel häufiger sorgen für die Entscheidungsfindungen Emotionen und Gefühle, wofür das lybische System verantwortlich sei.
Der Philosoph Dr. Quarch warf die Fragen auf: „Hat Freiheit einen Sinn? Wäre es nicht besser, weniger Entscheidungen treffen zu müssen und damit sorgloser leben zu können?“ Herr Klotzsche führte weiter: „Was nützt Freiheit, wenn man nicht genügend Geld hat und – hat Freiheit nicht auch eine soziale Dimension: Demokratie und ein knurrender Magen, das funktioniert nicht!“
Am Ende der Veranstaltung war wieder das Publikum gefragt. Diesmal konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer Fragen an die Experten stellen, die diese bereitwillig beantworteten.
David Köckeritz bedankte sich schließlich bei den Expertinnen und Experten für ihre Bereitschaft, diesen Diskussionsabend mit den Schülerinnen und Schülern durchzuführen sehr herzlich. Sein Dank galt ebenso der AG Bühnentechnik unter der Leitung von Herrn Haubs, der Schulleitung und Herrn Lindenthal, dem Leiter der AG., sowie bei den über 150 Zuhörerinnen und Zuhörern, die die große Aula der Winfriedschule bis auf den letzten Platz füllten.
Im JSC veranstalten die Lernenden einen Diskussionsabend mit Experten. Diesen organisieren sie selbstständig. Sie bilden dazu verschiedene Teams, die sich der jeweils anfallenden Aufgaben widmen. Team Event plant den Abend, Team Wissen recherchiert das Thema und gibt seine Informationen an Team Moderation weiter, was die Fragen an die Experten zusammenstellt. Team Dokumentation gestaltet Plakate und fasst die wesentlichen Thesen des Gesprächs mit den Experten zusammen. Team Kommunikation führt in das Thema ein und versucht, geeignete Gesprächspartner für den Abend zu finden. Das Team Technik steht in engem Kontakt mit der Bühnen-AG, die für einen reibungsfreien Ablauf der Übertragung und der Beleuchtung sorgt.
Lena Linke