Die diesjährigen Tage der Orientierung zum Thema „Freiheit und Selbstbestimmung“ starten mit einem gemeinsamen Ausflug der Ethikkurse von Herrn Rippl und Frau Schünke in den Zoo Frankfurt.
Mit der Führung zum Thema „moderne Zoohaltung“ wird hinsichtlich des Q1-Themas „Tierethik“ gleich auch eine unterrichtliche Vertiefung geboten und die Frage nach ethischer Rechtfertigung von Zoos neu aufgegriffen. Frau Dr. Tebati klärt hierzu über die aktuellen Ziele und Überlegungen aus Sicht des Frankfurter Zoos auf, der sich auch weltweit für die Erhaltung von Lebensräumen bedrohter Tierarten einsetzt.
Neu angelegte Gehege, die natürliche Habitate nachempfinden, beeindrucken unter anderem mit Bären und asiatischen Löwen, die ihren Lebensabend in Frankfurt verbringen dürfen. Die Bären stimmen mit ihren seltsam repetitiven Drehbewegungen etwas skeptisch. Die Rutsche sollen wir uns wegdenken.
Ob Primaten die von Peter Singer geforderten Grundrechte auf Leben und Freiheit erhalten sollen, kann Frau Dr. Tebati letztlich nicht beantworten. Die Auswilderung der teils im Zoo geborenen Tiere erscheint aber sinnfrei.
Die folgenden Tage verbringen die Kurse dann getrennt.
Der Kurs von Frau Schünke widmet sich am Dienstag mit Ferdinand von Schirachs Film „Gott“ noch einmal ausführlich den Auffassungen von Freiheit und der Problematik des selbstbestimmten Sterbens und lässt die Veranstaltung mit selbstgemachter Pizza ausklingen, während der Kurs von Herrn Rippl die Freiheit des Wanderns bei herrlichstem Wetter in der Natur genießt. Die Reise geht zum schönen Guckaisee in der Rhön. Fernab von Alltagsstress, Lärm und anderen Ablenkungsarten bietet sich den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, in die Ruhe hineinzuspüren und sich selbst herauszufordern. Dazu dienen auch die unterschiedlichen sportlichen Angebote, wie zum Beispiel das Laufen auf der Slackline.
Am dritten Tag begibt sich der Kurs von Frau Schünke nach Breitenau, einem idyllischen Örtchen Nahe Kassel, das durch kleine Fachwerkhäuser, eine einem großen Strom ähnliche Fulda mit Schwänen, viele schöne Blumen und ein Kloster aus dem 12. Jahrhundert besticht. (In dem Kloster werden bis heute regelmäßig die Gottesdienste der Gemeinde veranstaltet).
Die optische Schönheit steht im Kontrast zur dunklen Vergangenheit des Ortes. Das Kloster Breitenau hat eine lange Historie als Arbeits-, Erziehungs- und Konzentrationslager und war nach dem Krieg noch lange ein verrufenes Mädchenheim. Freiheit war hier ein Fremdwort. Aus alten Akten, die die Nationalsozialisten wohl vergessen haben, ist zu entnehmen, dass Kartoffeldiebstahl Grund für den Aufenthalt im Arbeitslager war und im schlimmsten Fall die Deportation nach Buchenwald bedeuten konnte. Spuren in den Turmzimmern belegen die Qualen der zum Teil in Dunkelhaft gehaltenen Gefangenen. Der Ort verstört.
Herr Rippls Kurs setzt sich dagegen am letzten Tag mit der inneren Freiheit auseinander: Zu Besuch ist ein ehemaliger buddhistischer Mönch, der gebürtig aus Deutschland stammt und zwölf Jahre in Thailand praktiziert hat. In einem Workshop zum Thema Achtsamkeit und Meditation bekommen die Teilnehmenden verschiedene Impulse zur Frage: „Wer bin ich?“ Die Antwort lautet am Ende: „Ich bin!“. Von Qi Gong über Entspannungsreisen zu Sitzmeditation gibt es einiges zu erfahren. Der Kontakt mit sich selbst und den eigenen Gedanken steht dabei stets im Zentrum.
Freiheit ist wohl immer eine Frage des Stand- bzw. Sitzpunktes … und der Zeit.
(Florian Rippl & Miriam Schünke)