Die Gruppendynamik war großartig!

Ein Erfahrungsbericht von MINT-EC-Camps von Adele Bhandari

Heutzutage gibt es so viele Bereiche, in denen man studieren und arbeiten kann. Besonders im MINT-Bereich kann es schwerfallen, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Winfriedschule, als MINT-EC-Schule, hilft MINT-interessierten Schüler*innen, in die Welt der Naturwissenschaften einzutauchen. Wir Schüler haben die Möglichkeit, an MINT-EC-Veranstaltungen teilzunehmen. Ich nutze diese Gelegenheit und habe bereits zwei mehrtägige MINT-Camps besucht, die ich nur weiterempfehlen kann.

Als ich auf dem Weg zu meinem ersten MINT-Camp an der RWTH Aachen war, wusste ich nicht, was mich erwartet. Ich war nervös, hatte Angst, aber ich freute mich dennoch auf das Camp „Sustainability in Resource Engineering – Der Weg von der Gewinnung bis zum Recycling am Beispiel eines Handys“. Direkt nach meiner Ankunft wurden meine Ängste beseitigt. Wir begannen das fünftägige Camp mit einer Campusführung der RWTH Aachen und lernten uns beim Mittagessen in der Uni-Mensa kennen. In den folgenden Tagen besuchten wir mehrere Institute, wie zum Beispiel die Informations- und Automatisierungssysteme (IST) und die Aufbereitung mineralischer Rohstoffe (AMR). Zudem hielten Studierende und Doktoranden Präsentationen über ihr Studium, ihre spezifischen Forschungsgebiete oder allgemein über das Institut. Da die RWTH eine Forschungsuniversität ist, hatten wir die Möglichkeit, ihre Labore zu besuchen und selbst kleine Experimente durchzuführen, wie zum Beispiel eine Pyrolyse von verschiedenen Stoffen.

Mein persönliches Lieblingsexperiment war das Schmelzen von Aluminium, denn das geschmolzene Aluminium wurde in eine Form gegossen, die wir nach Hause mitnehmen durften. Durch die Führungen der Institute, die Präsentationen und persönliche Gespräche mit den Mitarbeitenden und Studierenden der RWTH hatten wir die Möglichkeit, verschiedene Berufe und Forschungsgebiete im Bereich Resource Engineering zu entdecken. Das hat mir sehr bei meiner Studienorientierung geholfen. Zudem erklärte uns eine Mitarbeiterin der Zentralen Studienberatung (ZSB), was Studieren überhaupt bedeutet, und stellte uns alle Studiengänge der RWTH vor. Ein MINT-EC-Alumnus (ein Studierender mit einem abgeschlossenen MINT-Zertifikat, der das Camp betreute) erläuterte, welche Möglichkeiten und Vorteile das MINT-Zertifikat bietet. Unsere Betreuerin von MINT-EC stellte uns weitere Angebote wie Schnuppertage in verschiedenen Studiengängen vor.

Für mich war das Highlight des Camps die Gruppendynamik, die in kurzer Zeit entstand. Obwohl man sich erst wenige Tage kannte, war der Austausch mit Gleichgesinnten hervorragend. Wir spielten abends Spiele und sprachen über diverse Themen. Die Verbindungen, die entstanden, bleiben über das Camp hinaus bestehen, und man trifft sich schneller wieder als gedacht. Ein Beispiel: Eine Teilnehmerin des Camps kommt aus einer deutschen Schule in Ecuador und wir trafen uns etwa vier Monate nach dem Camp während ihres Praktikums in Deutschland wieder. Lustigerweise war eine Freundin von ihr bei meinem zweiten MINT-Camp dabei.

Mein zweites Camp fand in Kooperation mit der TU Ilmenau statt. Das Thema war „Biodiversitätsmonitoring“. Das Camp war sehr praxisorientiert und anders strukturiert als in Aachen. Ziel des Camps war es, eine KI zu programmieren, die Vogelstimmen erkennen kann. Diese komplexe Aufgabe erforderte Einweisungen in verschiedene Bereiche und Unterstützung durch Studierende. Uns wurden das Internet of Things (IoT) und Sensorknoten-Netzwerke von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden der TU Ilmenau erklärt. Wir verbrachten mehrere Stunden pro Tag an einem Thema, was eine Vertiefung und praktische Anwendung ermöglichte. Wir nutzten die App Flora Incognito, die von der TU Ilmenau mitentwickelt wurde, um auf dem Universitätsgelände Pflanzen zu erkennen. Uns wurde erklärt, wie die App funktioniert und warum sie entstanden ist. Zudem wurde uns die Firma Batix Saalfeld vorgestellt und wir besuchten Fraunhofer IOSB, wo wir Unterwasser-Roboter sehen und selbst steuern durften. Bei einer Führung durch den Newtonbau sahen wir weitere Projekte der TU Ilmenau, wie ein Fahrzeug, das Waldwege einscannen und mit Hilfe von KI analysieren kann.

Auch in Ilmenau war die Gruppendynamik großartig. Wir verstanden uns alle sehr gut, und einige kannte man bereits von vorher. Mir wurde vor diesem Camp nicht bewusst, wie international MINT-EC wirklich ist. An diesem Camp nahmen zwei Schüler aus der Türkei, einer aus den USA und eine Schülerin aus Ecuador teil.

Von diesen Camps habe ich gelernt, dass es genauso wichtig ist, wo ich studiere, und nicht nur was. Der Unterschied zwischen großen und kleinen Universitäten wurde mir klar. Durch diese Camps konnte ich Bildungswege und Studiengänge für mich ausschließen oder hervorheben. Die Art der Universität, die Fachrichtung, die Menschen, die Umgebung, die Internationalität, die Interdisziplinarität und vieles mehr spielen für mich eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, wo und was ich studiere. Zudem haben mir die Besuche an verschiedenen Institutionen die Augen für die vielfältigen Möglichkeiten nach dem Studium geöffnet.

Ich kann jedem, der an MINT interessiert ist, nur empfehlen, an einem Camp oder Ähnlichem teilzunehmen. Die Dimensionen von MINT-EC sind unglaublich und es wäre eine verpasste Chance, sich nicht zu informieren.

Adele Bhandari